Dein Österreichisches Wörterbuch

Leichenschmaus , der

Totenmahl


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 31.05.2008

Bekanntheit: 32%

Beurteilung: 17 | 2

Kommentar am 31.05.2008
Also, wir sagen - grad umgekehrt - Leichenschmaus
vielleicht ist Totenmahl die allgemeindeutsche Entsprechung?
Späterer Nachtrag:
Jetzt passt´s!

Kommentar am 01.06.2008


Kommentar am 29.06.2008
leichenschmaus wird meiner erfahrung nach von den deutschen zwar verstanden, die meisten von ihnen würden es aber nie benützen. machen sich eher über das wort lustig. in österreich ist es ein ganz neutraler ausdruck. darum hat es auf jeden fall hier berechtigung, wegen der unterschiedlichen wertigkeit.

Kommentar am 01.07.2008
@avenarius Nicht nur Deutsche mit ihrem messerscharfen Verstand, auch ähnlich ausgestattete Ösis (Össis?) dürften bei der Vorstellung eines Leichen-Schmauses ohne grimmige Ausnahmesituation sich mit Grausen wenden - oder sich amüsieren, hat doch der Österreicher Helmut F. Kaplan seine erfolgreiche Pro-Vegetarier-Kampfschrift, die soeben auch auf Japanisch erschienen ist, so betitelt. Den japanischen Titel zu erfahren wär interessant, nicht? Von Eva Horn gab's 1999 "Leichenschmaus. Eine Skizze zum Kannibalismus in der Psychoanalyse." (" Liebe geht durch den Magen, und das ganz besonders in der Psychoanalyse")
Allerdings nehmen Deutsche das Wort auch durchaus ernst:
z.B.

"Trauerfeier. Inhaltsverzeichnis
[...]
6. Leichenschmaus.
Der Leichenschmaus ist weit verbreitet und eine feste Einrichtung nach der Beerdigung. Darunter versteht man ein gemeinsames Essen oder Kaffee trinken der Trauergemeinde. Im Vorfeld sollte festgelegt werden, wo der L. stattfindet. Findet der L. in einer Gaststätte statt, sollten Tische reserviert werden."

Beta Institut. betacare Wissenssystem dür Krankheit & Soziales:http://www.betanet.de/betanet/soziales_recht/Trauerfeier-743.html


Kommentar am 01.07.2008
Kannibalismus wär mir in diesem Kontext nie in den Sinn gekommen! Vielleicht fehlt mir der messerscharfe Verstand? Schmunzeln macht mich das Wort allemal, nämlich wegen "Schmaus". Schmaus verbind ich mit etwas Gemütlichem, etwas, dem man sich mit Wonne hingibt. Auf einer Beerdigung? Aber na ja, das Wort ist sicherlich in Wien erfunden worden. Das innige Verhältnis der Wiener zum Tod, der Leich und der Tragik überhaupt ist ja fest verankert in unserer Literatur und mittlerweile schon bis über unsere Grenzen hinaus bekannt.

Kommentar am 01.07.2008
Wenn man mit scharfem Verstand bei 'Leichenschmaus' auf Kannibalismus kommt, was muss ich mir da erst bei 'Kinderjause' denken??? Mir kommt das Schaudern! Lieber schalte ich den scharfen Verstand gar nicht ein ...

Kommentar am 02.07.2008
Kinderjause Leichenschmaus, tja so ist's mit unserer Sprache. Immer schon war ein Kalbsschnitzel was Gutes, doch ein Wienerschnitzel doch recht verdächtig. Und erst das Pariserschnitzel, der Jägerbraten, der Zigeunerspieß.
Wie gut ist doch der echte Bienenhonig, aber der echte Imkerhonig? Na, ich weiß nicht...
Dann gibt's da Kuhmilch, Ziegenmilch, Schafmilch - und neuerdings auch Bergbauernmilch - von Bergbauern! Nicht einmal von Bergbäurinnen?! Seit wann....? Ich bin verwirrt!

Kommentar am 02.07.2008
Kannibalismus - noch eins: In blankes Entsetzen versetzte mich der begeisterte Bericht einiger Beteiligter über das gelungene Babygrillfest!

Kommentar am 02.07.2008
So viel Humor (endlich wieder!!!) freut mich. Die Beispiele sind von ausgesuchter Qualität. Bei Wiener- und Pariserschnitzel muss man den Deutschen zugestehen, dass sie mit ihrer Schreibweise (Linzer Torte, Leipziger Straße, Schweizer Kracher), die seit einigen Jahren auch bei uns offiziell ist, es etwas besser haben. Wiener bzw. Pariser Schnitzel sind nach dieser Rechtschreibregel aus dem Schneider. Ein etwaiges Hirtenschnitzel hingegen wird davon ebenfalls nicht verschont. Übrigens: was hält das p. t. Plenum von folgender Geschäftsaufschrift: "TAPEZIERER - BETTWAREN - BETTFEDERN"?

Kommentar am 02.07.2008
endlich wieder humor ? man muß einfach nur danach schauen *g es gibt einträge, die unter der voraussetzung humor drinnen zu sein scheinen, aber keine bewertung oder beachtung finden. beispiele hühnergeschrei, unterkacki, faustbussl, haxl-taxi (oder so) fucking , ein zungenbrecher mit besteck bestellt scheinen nur wenige zu entdecken.
klar bei ständiger nichtbeachtung unterlassen es dann auch andere und bleiben lieber auf andrer eintragswelle
@avenarius - gratuliere, du hast in diesem falle eine sehr gute kenntnis der deutschen sprache gezeigt. das verständnis auf D-seite ist genau wie beschrieben
lg dankscheen

Kommentar am 06.01.2013
Gestern gehört: Ganz beiläufig und ohne den geringsten Anflug eines Lächelns sagt die Witwe des ermordeten Dr. Fabian Kurz während des qualvollen Auswählens ihres kleidsamsten Kleidungsstückes zu ihrer Freundin: "Den Leichenschmaus richtet die Firma aus". So ganz sachlich und ohne Ironie hingesagt und aufgenommen im Tatort-Krimi "Alibi für Amelie" mit Schauplatz Saarbrücken des Saarländischen Rundfunks (D 2002), wieder gesendet im HR am 5.1.13 Ich schlage auch einen Blick auf den "Leichenschmaus"-Eintrag im DWDS vor [http://www.dwds.de/?qu=Leichenschmaus] Ernst Bloch ist da und Wolfgang Koeppen und Viktor v. Klemperer, die Vossische Zeitung (Berlin), die Kölnische Zeitung, das Berliner Tageblatt - und 132 Treffer gibt's aus der Hamburger ZEIT. Da sind noch ein paar der "Leichenschmaus"-Veröffentlichungen aus dem neuen Millenium: * 2002 veröffentlichte Mirnyj K. Blumberger „Leichenschmaus. Mit den traurigen hinterbliebenen Gedichten“ im Scheunen-Verlag in Kückenshagen. Wo Kückeshagen ist? Na, am Saaler Bodden, und der bildet doch den Südwestteil der Darß-Zingster Boddenkette. Klar doch! * 2003 erschien in München unter dem Titel „Leichenschmaus“ Michael von Killisch-Horns Übersetzung von Joël Egloffs Roman „Edmond Ganglion & fils“.
* 2009 gab’s „Tango zum Leichenschmaus“, eine Gaunerkomödie in drei Akten von Franz Rosenhammer im hessischen Reinehr-Verlag * 2012 erschien im Berliner Verlag Periplaneta, Edition Totengräber, ein neuer Band des Ostberliners Thomas Sabottka (*1968): „Land, Luft, Leichenschmaus.“
* 2012 erschien der „Horror-Thriller“ „Leichenschmaus“ von Alfred J. Schindler im Wiesbadener Aufbruch-2012 –Verlag * 2013 erschien auch als „Köln-Krimi“ eine Neuauflage von Brigitte Glasers „Leichenschmaus“ im Kölner Emons Verlag

Kommentar am 12.01.2014
Es suchte eben einer das "Totenmahl". Dieses Wort habe ich bisher selten gelesen und noch weniger gehört. Der Leichenschmaus scheint mir hingegen allgemeindeutsch zu sein.
Man macht sich zwar über das Wort lustig. Und geht dennoch hin - zum Leichenschmaus.
Wir sind eben nicht nur Menschenfresser ...

Kommentar am 13.01.2014
Oh, oh, zurück an den Start? - "To­ten­mahl, das" "Gebrauch: österreichisch, sonst gehoben" erklärt DUDEN online. Und hochinteressant ist auch die Diskussion auf Narkive.com - [http://tinyurl.com/yahfewye] wo ein Pole in irgendeinem Duden-Band "scherzhaft" beim "Leichenschmaus" gefunden hat (in anderen Auflagen "ugs."), was von Deutschen mehrfach bestritten wird.

Kommentar am 13.01.2014
Auch im online-Universal-Lexikon steht es: - [http://universal_lexikon.deacademic.com/192486/Totenmahl]
"To|ten|mahl, das (österr., sonst geh.): ↑ 1Mahl (2) der Trauergäste zu Ehren eines Verstorbenen."

Meine Erfahrung: wird zum Leichenschmaus / Totenmahl eingeladen, so wird das entsprechende Wort dabei vermieden.

Kommentar am 13.01.2014
Da wir schon beim Essen nach dem Begräbnis sind, hier findet ihr noch mehr:
- [http://www.liebedeinenfeind.com/leichenschmaus]
"Leichenschmaus oder… Gschotter, Totenmahl, Leichenzehrung, Traueressen, Umtrunk, Leichentrunk, Leichenimms, Zehrung, Reuessen, Kremess, Trauerfeier, Totenfest, Totenschmaus, Begräbnisfeier, Beerdigungskaffee, Flannerts, Leidessen, Leichenmahl, Raue, Trauerbrot, Tröster, Trauermahlzeit, Pitschen, Mahlile, Seelmahl, Tränenbrot, Totenhochzeit"
Und weiter:
- [http://www.liebedeinenfeind.com/media/Leichenschmaus_beilage.pdf]

- [http://www.pressetext.com/news/20091015050]
"Die Konduktsemmel - auch Totensemmel genannt - gibt es vorwiegend in Oberösterreich zur Mahlzeit nach einen Begräbnis - dem so genannten Kondukt. Sie ist größer als eine normale Semmel und mit Anis bestreut."

Kommentar am 19.01.2014
How to... Das gute Benehmen bei Ihrem Begräbnis einschließlich "Totenmahl" bzw. "Leichenschmaus" ("Witze, Albernheiten sowie zu viel Alkohol sind fehl am Platz") stellt Thomas Schäfer-Elmayer hier dar: [http://tinyurl.com/pkfy8sb]

Kommentar am 08.04.2015
Na klar, was sonst! Eine wunderbare Gelegenheit, langjährige Bekannte und Freunde sowie verschollen geglaubte Familienangehörige wiederzusehen.

Kommentar am 08.04.2015
ich glaube nicht, dass "Leichenschmaus" typisch österreichisch ist.

Kommentar am 08.04.2015
Ist das spezeill österreichisch?

Kommentar am 08.04.2015
Also ich (aus Nürnberg) kenne "Totenmahl" überhaupt nicht. "Leichenschmaus" empfinde ich als hochdeutsch. Ich kenne aber kein Dialektwort dafür. In meinem Dialekt würde man das Wort vermeiden und sagen: "Nouchadz [nachher] gemma nu aweng wos essn." Die Bezeichnung ist also tabuisiert. Wenn man einen Nürnberger drängt zu sagen, wie das "Essen" heißt, würde er aber "Leichenschmaus" sagen.

Kommentar am 22.05.2016
Das Nomen "Leichenschmaus" ist ugs. (scherzhaft) im ganzen deutschsprachigen Raum, also eher löschen. Standard in at: das Totenmahl Gemeindeutsch: das Trauermahl Standard in ch: das Leichenmahl, das Leidmahl (Duden)

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Leichenschmaus






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein umfangreicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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