Dein Österreichisches Wörterbuch

Gollasch, Golasch , das

Gulasch, Gulyas, Pörkölt


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 12.09.2011

Bekanntheit: 25%

Beurteilung: 1 | 2

Kommentar am 12.09.2011
WP: "Wienerisch, veraltend" Josef Weinheber: Zum Gabelfrühstück gönn ich mir ein Tellerfleisch, ein Krügerl Bier, schieb an und ab ein Gollasch ein, (kann freilich auch ein Bruckfleisch sein). ("Der Phäake", in "Wien wörtlich", 1935) Oder - auch aus jenen Tagen:

Nach Ladenschluss ging er gewöhnlich in ein »Beisl« – »auf a Klanigkeit […] Da frißt 'r z'erscht a Gollasch, dann a Stelzn, zwa Paar Hasse mit Saft und sauft vier Krüagl Fensterschwitz und drei Viertel G'spritzte ....«
Rudolf Stürzer, " Die Lamplgasse" (1921):http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-lamplgasse-7972/8


Kommentar am 13.09.2011
Das Gulyás Kaum ein Gericht hat die Wiener bzw. österreichischen Köche und Hausfrauen zu einer derartigen Fülle von Varianten angeregt wie das Gulyás. (...)

Gericht wie Wort stammen aus Ungarn. "Gulyá" heißt die Rinderherde, davon abgeleitet ist "gulyás" = der Rinderhirte. Das Fleischgericht, das von Rinderhirten im Kessel gekocht wird, heißt ungarisch "gulyás hús" ("hús" = Fleisch), verkürzt "gulyás". Das deutsche Lehnwort "Golasch" bzw. "Gollasch" (und die Form "Gulasch") wurde durch österreichische Vermittlung aus dem Ungarischen in den deutschen Sprachschatz aufgenommen.

Es gelangte Anfang des 19.Jahrhunderts über die Preßburger Gegend nach Wien. Und weil man in der Preßburger Gegend für "ol" auch "ul" sagt (z.B. "Hulz" für "Holz"), glaubten die Wiener, daß "aus einem Gulyás ein richtigeres Gollasch gemacht werden muß" (Anna Schendl, "Wiener Kochbuch und Wiener Küche im Spiegel der Zeit", Diss. Wien, 1960).

Die Wiener Köchinnen und Kochbuchautorinnen unterschieden anfangs genau zwischen einem ungarischen "Gulyás" und einem Wiener "Gollasch". (In Österreich heißt es immer "das" Gulyás, in Deutschland auch "der"; der Plural lautet "Gulasche".) Die Unterscheidung in Gulyás und Gollasch bzw. Gulasch ist nicht nur eine sprachliche, sondern in erster Linie eine geschmackliche, also eine Sache der Zubereitung. Zur Verwirrung von Begriff und Sache kommt noch der Umstand, daß der Ungar unter "Gulyás" gar nicht das versteht, was wir als "Gollasch" bzw. "Gulasch" bezeichnen! Für den Ungarn ist "gulyás" eine Suppe (gulyás lé), die im Suppenteller serviert und mit dem Löffel gegessen wird. Das Hauptgericht, auf flachem Teller serviert, mit Messer und Gabel gegessen, heißt "Pörkölt" (was unserem Gulasch am ehesten entspricht);Die Geschicht des Gulyás hägt eng mit der des Paprikas zusammen. In den Dudenausgaben und etymologischen Wörterbüchern wird das Gulyás auch heute noch meist mit "Pfefferfleisch" übersetzt.

Für die Eroberung des "ganzen Continents" sprachen auch zwei Wörter bzw. "Einrichtungen": das eine ist die "Gulaschkanone", scherzhaft für die fahrbare Feldküche verwendet, das zweite die Bezeichung einer Wiener Gaststätte, die meist erst um Mitternacht öffnet und bis in die Morgenstunden hinein Nachtschwärmer mit einem heißen, scharfen Gulasch die Lebensgeister wieder zu wecken imstande ist; der Wiener nennt dieses Lokal "Gulaschhütte"

[http://www.bildspur.at/wienerisch/sites/themen/twirt.html#gulasch]

Kommentar am 13.09.2011
na, sowas! ich dachte, "Gollasch" wäre eine regional begrenzte Aussprachevariante von Gulasch (Pörkelt).

Kommentar am 13.09.2011
Bin schwer im Wiglwogl, natürlich habe ich das Gollasch - und zwar genau so - von Vater und Opa im Ohr, mir kam das aber immer als falsche Aussprache vor, die es speziell bei den beiden Genannten (absichtlich) zu Hauf gab.

Kommentar am 13.09.2011
"Detto" bei mir - nur war's die Mutter, und sicher nicht absichtlich - jedoch:
"... ob der gut sortierten Weinkarte und der raffinierten Wiener Küche, wo das Gulasch noch Gollasch heißt, [...] ist dieses Beisel längst nicht mehr Geheimtipp"
Restaurant Liebstöckl + Co:http://www.liebstoecklco.at/de/menu_main/das-restaurant
- so heißt's in der Eigenwerbung eines Grinzinger "Edelbeisls"

Kommentar am 30.10.2015
Drunter und drüber geht's im Kopferl eines der gewissenhaften Bewerter :-) . Verbannen muss er, das steht bei ihm fest, nur hapert's halt mit den Gründen. Da fängt er an zu rechnen: Wie lange ist "über vier !! Jahre"? Eintrag Sept. 2011 - erste Beurteilung +2 auch im Sept. 2011.
Drei Gollasch in der Fruh Und gleich sechs Brot dazu ein Kilo Extrawurst vier Liter Bier für´n Durst ein mag´res Schinkenbein hat´s gessen ganz allein drum war´s so dick und fett als wie ein Klarinett O du ...
Großes Volks-Liederbuch (ca. 1900), Volksliederarchiv:http://tinyurl.com/y82d2a93


Kommentar am 07.03.2018
1870: Wiener Gollasch für die deutschen Brüder:
Der deutsche Krieg und das Wiener "Gollasch" [...] Graf Bernstorff, der norddeutsche Botschafter in London, hat sich bekanntlich wegen der englischen Waffenlieferungen nach Frankreich beschwert; hoffen wir zu Gott, dass unser ohnehin so bedrängtes Vaterland keine ähnlichen Vorwürfe von französischer Seite aus Anlass unserer „Gollaschlieferungen“ treffen mögen, denn echtes Wiener „Gollasch“ ist es, welches in den Menagekesseln der vor Paris stehenden deutschen Brüder dampft und von Letzteren mit großem Appetit verschlungen wird.
Neues Wiener Tagblatt (27. Okt. 1870):https://tinyurl.com/y9wr63dt


Kommentar am 17.04.2021
Wolfgang Pfeifer: Etymologisches Wörterbuch: "Gulasch [b]m. n.[/b] öst. auch [b]Golasch n.[/b] (aus Ungarn stammendes) ‘Gericht aus Fleischwürfeln mit scharf gewürzter Soße’." Maskulin aber, wie auch Duden bei "Gulasch" neben Neutrum angibt, ist es in Österreich ganz gewiss nie!

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Gollasch, Golasch






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich verwendeten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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