Dein Österreichisches Wörterbuch
Zittrich , der
Hautflechte, Lichen (Hautkrankheit), Ekzem
Art des Eintrag: Substantiv
Kategorie: Veraltet, Historisch
Erstellt am: 07.11.2015
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Kommentar am 07.11.2015
Der Kämpfer gegen ein sächsisches Deutsch:
Prof. Johann Siegmund Valentin Popowitsch aus Cilli (1705 - 1774), ein Pionier der österreichischen Standardvarietät der deutschen Sprache, verfasste einen „Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland“, der posthum erschien und dessen Herausgeber "I. L." (Ignaz Lethmüller) im „Vorbericht“ erklärt:
…wie viele Wörter sind durch das schädliche Vorurtheil der Anhänger Gottscheds, daß die Sächsische Mundart für die Hochteutsche Sprache müsse angesehen werden, in das Hochteutsche eingeschlichen, … die durch geschickteste Benennungen aus anderen ländlichen Mundarten könnten ersezet werden und wie könnte dieses leichter und richtiger ausgeführet werden, als durch ein solches Wörterbuch der Mundarten?
Johann Siegmund Valentin Popowitsch, Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland als eine Einleitung zu einem vollständigen Teutschen Wörterbuche (Wien 1780), S. III:http://tinyurl.com/q5698u5
Prof. Popowitsch bringt und erklärt eine Reihe von österr. Ausdrücken und führt anschließend die sächsischen Bezeichnungen, aber auch solche aus anderen dt. Regionen an.
Zum österr.
Zittrich etwa sagt er:
Zitrich. der, Ist ein besonderer scharfer roter Auswurf auf der Haut des Menschen, welchen die Ärzte unter die Kräze zählen; [...] im Winter tupfet man zu Wienn die mit diesem Uebel behaftete Haut mit dem Schwize der Fensterscheibe […];um die Ausbreitung zu verhindern wird mit einer Stecknadel die Haut rings um den Zitrich gerizet.
Herpes. la dartre
Flechte die in Sachsen und Schlesien. Heder.
Geflecht das in Schwaben.
Pflech das im Hohenlohischen.
Schwinde die in Sachsen.
Zittermal das in Sachsen
Johann Siegmund Valentin Popowitsch, Versuch einer Vereinigung der Mundarten von Teutschland als eine Einleitung zu einem vollständigen Teutschen Wörterbuche (Wien 1780):http://tinyurl.com/ogkgqwj
Und das sagten österr. Ärzte:
Ein 19 jähriges Mädchen, sonst gut von Farbe, hatte um die Gegend der Nase, auf einer ganzen Hand einen Zittrich, auf dem sich häufige Bläschen befanden, die eine sehr scharfe Limphe ausschweißten. […] Sie brauchte wegen dieses 2 jährigen Zittrich das Bad [...] und nach 10 Bädern hatte schon das Beissen aufgehört.
Karl Schenck, Abhandlung von den Bädern der landesfürstlichen Stadt Baaden in Niederöstreich, Wien 1791:http://tinyurl.com/ohkrj95
Von den Flechten (Zittrich). Die Flechten, Schwinden (der Zittrich) , haben viele Aehnlichkeit mit der Krätze. Es sind ganz kleine blaßrothe Blätterchen, die eine Röthe auf der Haut und Jucken verursachen und sich kreis- und ringförmig von einem Puncte aus auf der Haut verbreiten.
Heinrich Felix Paulizky, Anleitung zu einer vernünftigen Gesundheitspflege, insbesondere für Landleute ... (9. Auflage, Wien 1827):http://tinyurl.com/ogz7897
Lichen, Schwindflechte, Moosflechte, Zittrich.
Sind kleine, entweder der Haut gleichfarbige, oder röthlich gefärbte Knötchen, welche auf normaler oder hyperämischer Haut aufschiessen, jucken, sich mit kleienartigen oder blätterigen Schuppen bedecken, und beim gewöhnlichen Verlaufe gekratzt, kein Blut, sondern nur Schuppen geben […] Lichen circumsciptus und gyratus (umschriebener oder geschlängelter Zittrich): scharf umschriebene rundliche, ovale oder bandartige Stellen der Haut…
Dominik J. Hauschka, Compendium der speciellen Pathologie und Therapie, Wien 1857:http://tinyurl.com/oe8hegs
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