Dein Österreichisches Wörterbuch

Abort , der

WC, Toilette


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 05.01.2006

Bekanntheit: 69%

Beurteilung: 36 | 1

Kommentar am 08.07.2008
Heute gelesen in § 35 BauV (letzte Änderung 2004!): "....müssen den Arbeitnehmer/innen entsprechend ausgestattete Abortanlagen zur Verfügung stehen, die den diesbezüglichen sanitären Anforderungen entsprechen und mit Wasserspülung ODER EINER GLEICHWERTIGEN AUSSTATTUNG versehen sind." - Hm, arbeiten wir in Ö noch mit Wasserkübeln? :)

Kommentar am 08.07.2008
@ Weibi Steht das W von WC nun für Water oder wild...;-) ligrü. pedrito

Kommentar am 09.07.2008
Vor vielen Jahren war ich in Klagenfurt in einem netten kleinen Häuschen mitten in einem grossen Schrebergarten zu Gast. Wohl unnötig zu sagen, wo der Abort war. Jawohl, weit entfernt vom Häuschen irgenwo im Schrebergarten. Wenn man konnte, vermied man tunlichst den nächtlichen Gang mit der Taschenlampe in die Wildnis! :)lG, Weibi

Kommentar am 11.07.2008
Frage: Ist das nun ein Ab-Ort, oder stammt es direkt aus dem Lateinischen? / Aha, bei Anderen gibt es da auch Unsicherheiten: ([http://diestandard.at/?url=/?id=969457)] Abortus am Abort / Die etymologische Wurzel der "Abtreibung" / Das Wort "abtreiben" stammt vom mittelhochdeutschen "abetriben" im Sinne von entfernen, beseitigen. Daneben besteht die Herleitung des lateinischen "Abortus" von "Abort", das im 18. Jahrhundert für Toilette, Abtritt verwendet wurde. Und der Abort war meist ein abgelegener Ort. Die Zusammenführung beider etymologischer Bedeutungen ergibt den tatsächlichen Sinn, dass Abtreibungen heimlich, im Verborgenen, im Abseits und unauffällig zu geschehen hatten. (red) // Humanistische Bildungslücke? aboriri (lat.) = untergehen, vergehen, eine Fehlgeburt erleiden oriri (lat.) = geboren werden, entstehen, entstammen abortio = abortus = Fehlgeburt (wohl auch eingeleitet) Fehlgeburten gab es schon in der Römerzeit. Mit dem Abort (Latrine) hat das nichtz zu tun. Vor 1800 war man(n) sich über die Embryonalentwicklung nicht im klaren. Weil durch die "Hexen"-Verfolgung die Erfahrung mit abortiven Mitteln verlorengegangen war, wußten viele verzweifelte Mütter keinen anderen Weg als das Neugeborene zu töten (uneheliche Geburten wurden für die "Schande" mit Auspeitschung, Kindesmord mit der Todesstrafe bestraft). Lesen Sie bitte zuerst: Unter anderen Umständen - Zur Geschichte der Abtreibung. Katalog zur Ausstellung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden. Argon: Berlin 1993 Nochmals: Die Evolution hat alle diese biologischen Vorgänge des Fortpflanzungstriebes von der Partnerwahl bis zur Geburt zur Erhaltung der Art optimiert, nicht aber zur Erhaltung und zum erfüllten Leben des Individuums. Es liegt am Individuum, nicht länger Sklave der Evolution zu sein, sondern sein Leben selbst zu gestalten und nach Glück zu streben. Schön, wenn immer mehr Frauen das tun. Dr. Heinz Anderle, Freigeist

Kommentar am 12.07.2008
Laut Herkunfts-Duden stimmt (für mich etwas überraschend) die Variante, wonach sich Abort aus 'ab' + 'Ort' gebildet hat. Wer sich der süßen Lust des Ablassens hingibt, wandelt somit statt auf Abwegen auf Ab-Orten.

Fragt sich nur: woher kommt dann die unlogische Betonung? Es müsste ja dann auch "Tatórt", "Wohnórt" und "Badeórt" heißen. Kann uns da gar das Russische weiterhelfen? Dort gibt es ein deutsches Fremdwort "kurórt" (курорт). Hat der Abort am Weg vom Althochdeutschen zu uns einen Umweg über Russland genommen?

Zu den Erläuterungen bezüglich lat. abortus, lieber Klaser, herzliche Gratulation. Dafür ist aber wohl fast ein Wochenende draufgegangen und dein Stowasser müsste um etliche Eselsohren reicher sein. Danke auch für das Feuilleton, das sich nahtlos an deine Erläuterungen anschließt.

Große Erleichterung also für alle, die es schockiert hätte, dass man den (erwünschten oder unerwünschten) Abgang eines Fötus mit den Vorgängen auf einem Klo vergleicht. Allerdings ist z. B. im Englischen das Zeitwort 'to abort' gar nichts Arges. Es kann schlicht 'felschlagen' bedeuten, oder (schon wieder ein fataler Konnex)'daneben gehen'. Besonders in den Anfängen der EDV konnte man als Anwender oft lesen: "... aborted". Da hat niemand abgetrieben und auch die CPU ist da nicht aufs Häusl gegangen. Es handelte sich um einen simplen Programmabsturz, den heute dem Kunden zuliebe die Programm- und Betriebssystemdesigner natürlich mit viel blumigeren Worten umschreiben. Auf einem modernen Computer schlägt nichts fehl. Da treten höchstens unerwartete Fehler auf (na vielleicht für Mr. Gates unerwartet hihi).

Noch etwas für Prag-Besucher. Aufgepasst! Da die lateinischen Verben 'oriri' und 'occidere' auch das Auf- und Untergehen der Sonne bezeichnen (vgl. 'Orient/Okzident'), kann man auf einer der tollsten Uhren der Welt, der berühmten Astronomischen Uhr des Altstädter Rathauses (Orloj) auch die Wörter 'ortus' (für Sonnenaufgang) bzw. 'occasus' (für Sonnenuntergang) finden. Diese uralte Uhr kann mehr anzeigen als so manche sündteure Angeber-Armbanduhr. Neidig kennt ma wern.

Kommentar am 12.07.2008
Ich denke, am allewenigsten kann man der Evolution die Schuld an der Nichterhaltung und am nicht erfüllten Leben des Individuums geben. Entweder hab ich da was falsch verstanden, oder Dr. Anderle hat ein anderes Konzept von Evolution? Dass wir uns heutzutage nicht mehr mittels jodeln über alle Berge hinweg verständigen, sondern den lieben langen Tag am Handy hängen, ist das Evolution? Dass wir stundenlang vor dem Computer sitzen und uns das "wirklichen Leben" oftmals davonrennt, ist das Evolution? Aber das ist ein anderes Thema. lG, Weibi

Kommentar am 13.07.2008
Die Evolution... stelle ich mir absichtlos vor, und daher stellt sich die Schuldfrage nicht. Wenn ich den Dr.Anderle richtig verstehe, meint er, dass evolutionäre Vorgänge dazu führen, dass eine Art überlebt, sofern in jeder Generation genügend Individuen zur Fortpflanzung kommen. Wenn nicht, stirbt die Art aus. Dieses alleinige Kriterium (statistisch genügend fortpflanzungsreife Individuen) hat aber nichts mit dem Befinden jedes Individuums zu tun, das ist im evolutionären "Mechanismus" ausgeklammert, wurscht. Daher ist es sinnvoll (Sinn des Lebens?), sich selber um sein Wohlergehen zu kümmern. Einfachst betrachtet.

Kommentar am 14.01.2009
Mittlerweile ist es gar amtlich -> Laut Bauverordnung (Wien) April 2008 ist der Name Abort nicht mehr relevant (erheblich -k-)
und durch Toilette zu ersetzen.
§ 68 Abs. 6 § 123 Abs. 3

Kommentar am 03.10.2013
Ein Wort, welches in D aus dem allgemeinen Sprachgebrauch verschwunden ist. Dennoch ist es nicht ganz unbekannt, siehe:
- [http://www.welt-der-links.de/wohnen/] - "Die Wohnung stellt zweifellos den Lebensmittelpunkt vieler Menschen dar. Sie verbinden Emotionen und Erlebnisse mit diesem wichtigen Bereich ihres Lebens. Viele Menschen legen Wert darauf, dass ihre Wohnung auch ihre Persönlichkeit widerspiegelt. Damit eine Wohnung laut amtlicher Definition auch als Wohnung gilt, müssen die dazugehörigen Räume nach hin abgeschlossen sein. Um den Wohnzweck zu erfüllen, muss mindestens ein Raum eine Kochgelegenheit aufweisen und die Beheizbarkeit und Wasserversorgung/Abfluss sichergestellt sein. Eine Nasszelle ist ebenfalls notwendig, wobei der Abort auch außerhalb der Wohnung liegen kann. Auch Einfamilienhäuser und Ferienhäuser gelten als Wohnung, letztere müssen allerdings über 50 Quadratmeter groß sein."
- [https://de.wikipedia.org/wiki/Toilette] - "... Bezeichnungen für diesen (kleinen) Raum sind der Lokus (von lat. locus necessitatis „Ort der Notdurft“), die Latrine (lat. lavare „sich baden/waschen“), das Privé (franz. privé „vertraulich, privat“), die Retirade (lat.-ital.-franz. „Ort des Rückzugs“), der Abtritt (eine Variante des Austretens), der Abort oder auch das stille Örtchen."
Zur Zeit meiner Kindheit war verschiedentlich an der Tür zum stillen Örtchen "Abort" zu lesen. Allerdings war damit in den seltensten Fällen ein WC gemeint, sondern meist das "Plumpsklo".

Kommentar am 29.12.2015
Nach meinem Wissen sprachen Personen meiner großelterlichen Generation stets vom "Abort" (Geburtenjahrgang etwa 1880-1910), vielleicht auch noch vom "Klo" aber nur selten von der "Toilette". So war es auch angelegentlich in Wirtshäusern, bei Heurigen auch angeschrieben. Man sprach in dem Zusammenhang - wenn man den diesen abseits liegenden Ort aufsuchen wollte - vom "Abtritt", mit dem das Verrichten der Ausscheidungen gemeint war. "Wo is'n da Abuat? Ich muß ohtretn". Später wandelte sich der Gebrauch von "Abtreten" zu "Austreten", was aus dem Militärischen stammt.

Kommentar am 29.12.2015
Dazu noch eine Anekdote: Als ich einstens Anfang der 1980er Jahre einen Krankenhausaufenthalt hatte, lag im selben Zimmer unter anderem ein Mann jenseits der 80. Der Gute war schon etwas "zerstreut" und war nur deshalb hier, weil seine Frau erkrankt war und er daher nicht alleine bleiben konnte. Dieser Mann wachte eines Nachts auf, verspürte offensichtlich einen deutlichen Harndrang, stieg aus dem Bett und konnte sich in dem dunklen Raum nicht orientieren. So rief er im Diskant der höchsten Not "Wo is da Abuat?" Und gleich nocheinmal "Wo is da Abuat?" von diesem Gezeter erwachte ich und hörte, wie er sich "anpritschelte" (Erklärung dazu siehe ebenda)....

Kommentar am 09.03.2016
Nochmal: Das ist kein rein österreichisches Wort, aber in Deutschland ist es veraltet und ländlich. D.h. alte Bauern sagen es vielleicht noch. Wie oben gesagt, fällt mir als Nürnberger unter "Abberd" ein Plumpsklo ein, mit dem typischen Herzchen auf der Tür.

Kommentar am 09.03.2016
Ich wußte nicht, daß das Wort ein Austriacum wäre; aber bei uns halten Wörter länger als in D - wie schon Prof. DDr. Peter Wehle in seinem Buch geschrieben hat: Österreichisch ist das ältere Deutsch.

Beispiel am 09.03.2016
Dazu darf ich allen geneigten Lesern die wunderbare Beschreibung des japanischen Aborts im Buch "Lob des Schattens" des verehrungswürdigen Tanizaki Jun'ichirô ans Herz legen.

Kommentar am 12.03.2016
Das Wort "Abort" (< ab + Ort = ursprünglich "abgelegener Ort") ersetzt älteres "Abtritt" und ist rein zufällig mit "Abort(us)" (< latein. abortus) fast gleichlautend. So KLUGE, Etymologishes Wörterbuch des Deitschen.

Kommentar am 06.05.2016
Das Nomen "Abort" ist weder ein Austriazismus im österreichischen Standarddeutsch noch eine österreichische Mundart; es gehört also nicht in dieses österreichische Wörterbuch. Weshalb wir es nicht gelöscht? Die Nomen "Abort" und "Abtritt" sind gmd. (Standard in at, ch, de) nur für das frühere "Plumpsklo" (ugs.), resp. für den kleinen Raum mit dem Plumpsklo. Anlagen mit Wasserspülung (der Raum oder die Schüssel) werden gmd. als "Toilette" oder "WC" bezeichnet.

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Abort






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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