Dein Österreichisches Wörterbuch

ehender, ehnder

eher, früher, vorher, zunächst; ehe, bevor


Art des Eintrag: Adverb

Erstellt am: 27.08.2016

Bekanntheit: 0%

Beurteilung: 1 | 3

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Kommentar am 27.08.2016
Die Langform „ehender“ findet sich etwa bei Abraham a Sancta Clara:

ehender wird die Donau zurück rinnen, ehender wird das Wasser verbrinnen, ehender wird die Sonn still stehen, ehenderwird die Welt vergehen, ehender wird eine Schilt-Krott einen Haasen erlauffen, ehender wird ein Mück alle Flüß aussauffen,ehenderwird man können in ein Grügel das Meer einfassen, als daß Joseph mit seinem Schutz dich soll verlassen
Abraham a Sancta Clara, Neuerwöhlte Paradeiß-Blum Von dem Allerdurchleuchtigsten Ertz-Haus-Oesterreich... (1675):http://tinyurl.com/gu9w9bx
Damals war’s häufig im Deutschen, im 20. Jh allerdings ist’s rar, so findet man's z.B. beim herrlichen Herzmanovsky-Orlando:
Ich hab's von der Erpelstecher Wab'n, die Kerzerln bei St. Rochus und Stachus verkauft - wissen S', die was ehender drittes Kuchelmensch war beim Grafen Kegelvich! [sic!]
Fritz von Herzmanovsky-Orlando, „Der Gaulschreck im Rosennetz“( 1928):http://tinyurl.com/zb5v7le
Wie auch die bewusste Langform in der Praxis verkürzt wird, zeigt die Schreibung hier:
Erst wann's aus sein wird mit aner Musi und mit'n Wein, dann pack ma die sieb'n Zwetschk'n ein, eh'nder net!
Elisabeth Theresia Fritz, Musikgeschichte. Volksmusik und Wienerlied (2006):http://tinyurl.com/zr3yohh


Kommentar am 27.08.2016
Das kontrahierte „ehnder“ findet sich u.a. im Wienerischen und Burgenländischen (s. "Sprechen Sie Burgenländisch?" von Jakob Perschy), aber auch im Alemannischen, im bayrischen Schwaben und in Baden (D) z.B. und im Berner Deutsch), und im einst österreichischen Banat haben’s sie auch (gehabt), und zwar als „vorher“:
No is er schnell zum Brunne gelaaf un hat gsaat: "Brunne, geh mehr Wasser, schunscht mei Hingl verstickt!" No hat de Brunne gsaat: "Do muscht du ehnder zur Braut gehn un mir de Kranz bringe." De Kokosch is schnell zur Braut gelaaf un hat de Kranz verlangt: „Braut, gib mer de Kranz, daß ich ne em Brunne geb […]!" No hat die Braut gsaat: "Du rauscht ehnder zum Schuster gehn un mer die Schuh bringe.
Banater Volksgut, Erster Band, Märchen, Sagen und Schwänke, Herausgegeben von Walther Konschitzky und Hugo Hausl, Bukarest 1979:http://www.sagen.at/texte/maerchen/maerchen_rumaenien/kokosch.html
In etwas anderem Sinn jedoch bei Anzengruber, nämlich dem „eh“ ( = ohnehin), das sich jetzt bereits in ganz Deutschland findet - wie das „lecker“ bei uns:
Grillhofer. Gutn Morgn Wastl. Na, na, lass nur dein Pfeif in Maul, geht dir sunst aus. Wastl. Kann's wohl derwarten. Es is fuer dich net zutraglich, kunnt dich reizen, hust ehnder z'viel.
Ludwig Anzengruber, Der Gwissenswurm (1874), I. Akt, 3. Szene:http://tinyurl.com/hmvqtth


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ehender, ehnder






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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