Dein Österreichisches Wörterbuch

alstern

nun denn, also (dann)


Art des Eintrag: Adverb

Erstellt am: 23.06.2017

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Kommentar am 23.06.2017

"Alstern mach uns den Dienst nicht schwer, Blum, leg das Geständnis ab und die Geschicht hat sich. Hast es gesprengt, die Garage?“
Jura Soyfer, Die Ordnung schuf der liebe Gott. Das Gesamtwerk, Bd. 3 (1980):http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-ordnung-schuf-der-liebe-gott-6483/9
Alstern , merkts euch das, wer nicht, die Hand mit der inneren Fläche derart seitwärts des rechten Auges gegen das Gesicht gewendet, daß die Spitzen der geschlossenen Finger den Schirm der Kopfbedeckung (bei Kappen ohne Schirm den Rand der Kappe) berühren, den rechten Arm ungezwungen gegen den Kopf erhebt, kann dazu gezwungen wern!
Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, Akt IV/41:http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-letzten-tage-der-menschheit-4688/6
Trauer
Der Hauptmann: Alstern was wolln S' denn noch? Eine Evidenzhaltung is in solchen Fällen ein Ding der Unmöglichkeit. Wir können doch net wissen, ob einer tot is oder verwundet in Gefangenschaft geraten? Da müssen S' ins italienische Kriegsministerium gehn mein Lieber! Na alstern ! Was sollen wir denn noch alles tun? Es ist doch einfach unglaublich, was die Leut von uns verlangen! Der Zivilist: Ja – aber – Der Hauptmann: Lieber Herr, ich kann Ihnen nicht mehr sagen. Außerdem is gleich drei Uhr, da muß doch ein Einsehn sein, die Amtsstunden sind beendet. Das is doch wirklich großartig. – No alstern, was is denn? – Alstern schaun S', privat kann ich Ihnen das eine sagen: Sie ham jetzt sechs Wochen von Ihrem Sohn nix ghört, nehmen Sie also getrost an, daß er tot is.
Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, Akt III/43:http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-letzten-tage-der-menschheit-4688/5
» Alstern , jetzt haben wir den reichsten Mann der Welt im Haus und wir müssen zeigen, daß der auch nur in dieses Hotel hineingehört.
Hugo Bettauer, Der Kampf um Wien (1923/1980):http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-kampf-um-wien-2106/57
REGISSEUR (schüchtern): Guten Tag.Verzeihen Sie, habe ich die Ehre mit dem Herrn Portier des Burgtheaters persönlich ? PORTIER : Jawohl - Sie ham die Ehre. Alstern gengan S' ham. Ihna Manuskript is abgelehnt. REGISSEUR : Verzeihen Sie, ich habe gar kein Manuskript eingereicht. PORTIER : Alstern , da ham S' recht gehabt. Weil, wie Ihnen bekannt sein dürfte, wern hieramts sämtliche Novitäten von mir bestritten. Eine Zeitlang hab ich unter dem Pseudonym Hans Saßmann gearbeitet, neuerdings heiß ich Josef Feiks"
Jura Soyfer, Auf uns kommt's an. Szenen und Stücke (2002):http://tinyurl.com/ybegfuer
Die Situation könnerns sich gar net vorstellen. Da muß ma a Phantasie ham. Alstern er hat a Gsicht gmacht wie a verbogene Wagendeichsel.
Walter Serner, Die tückische Straße (1926):http://gutenberg.spiegel.de/buch/-6878/11
Alstern“ erscheint sogar im Titel eines kleinen Buches von Edmund Otto Ehrenfreund (bzw. Ubald Taratuga, wie sich der Polizeijurist nach seiner Konversion nannte):
"Alstern, dö G'schicht war aso..." Heitere Skizzen (1930)
Ubald Taratuga, Google Books:http://tinyurl.com/y8sxr8j5
Dass dieses österreichische 'alstern' einst das süddeutsch-österreichische "alsdann" war - s. Duden! - ist logisch, doch hat es sich durch die Betonungsverschiebung von der letzten auf die 1. Silbe zu einem echten Austriazismus gewandelt, den, wie die Beispiele zeigen, unsere Schriftsteller gern verwenden. Duden:
alsdann - Adverb 1. (gehoben) sodann, darauf, hierauf 2. (süddeutsch, österreichisch) also [dann]; nun [denn] (als auffordernder Ausruf oder [zur Einleitung einer] abschließende[n] Bemerkung)
Duden:http://www.duden.de/rechtschreibung/alsdann


Kommentar am 24.06.2017
„Vorlesung Karl Kraus“ am 8.12.1919 im Kleinen Konzerthaussaal:
Was Schiedsgericht und Völkerbund! Sie Kellner, bringen S' ein paar Stamperln! So etwas brauchen wir nicht und mir san ja eh die reinen Lamperln! [...] Der Wiener geht nicht unter und dann geht die G'schichte wie am Schnürl, Gehn wir schon in den Völkerbund, so gehn wir durch ein Hintertürl! Dann kann man halt nix machen, doch es macht sich alstern alles gütlich. Wir pfeifen aus dem letzten Loch, doch pfeifen wir noch sehr gemütlich.
Karl Kraus, Gedichte. Projekt Gutenberg:http://gutenberg.spiegel.de/buch/karl-kraus-gedichte-4694/1


Kommentar am 01.07.2017
DUDEN:
alsdann - Adverb 1. (gehoben) sodann, darauf, hierauf 2. (süddeutsch, österreichisch) also [dann]; nun [denn] (als auffordernder Ausruf oder [zur Einleitung einer] abschließende[n] Bemerkung)
Duden:http://www.duden.de/rechtschreibung/alsdann
Auch für die von Duden festgestellte süddeutsch-österr. Verwendung der vollständigen "alsdann"-Form gibt es Beispiele aus der österr. Literatur, sowohl umgangssprachliche als auch solche in der Standardsprache:
»Herr Kapral, soll aaner von uns zerscht hinschießen in dö Schikara. Is richtig a Preiß dorten, nachher . . .« »Is eh wahr,« erwiderte Enzinger. »Alsdann – An! Feuer! – schieß du!«
Roda-Roda, Der Schnaps, der Rauchtabak und die verfluchte Liebe (1908) :http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-schnaps-der-rauchtabak-und-die-verfluchte-liebe-9044/2
»Er sagt, es geht nicht, da macht er lieber einen neuen Webstuhl.« »Alsdann , nachher in die Rumpelkammer damit!« sagte der Guguck die Achsel zuckend. »Teuxel noch einmal! Und ich hab' die Erfindung so teuer bezahlt!«
Emil Ertl, Die Leute vom Blauen Guguckshaus (1917):http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-leute-vom-blauen-guguckshaus-3533/13
Behaglich legte sie ihre dicken, weißen Arme auf das Tischtuch, nahm die Karte und begann das Menü zu komponieren. Vor jeder Speise, die sie nannte, sagte sie langsam: »alsdann –« und fragte hernach: »is recht?«
Felix Salten, Der alte Narr (1918):http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-alte-narr-9458/6
Der Theresianist saß mit roten Ohren da und hielt Johanna bei der Hand. »Alsdann, bringen S' einen Syphon.« Lächelnd zog sich Heinrich zurück und schickte das Verlangte durch den Pikkolo.
Felix Salten, Der alte Narr (1918):http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-alte-narr-9458/6
Na, alsdann , wie ich sag, der Bauer hat g'lebt, so ruhig, als ob der Herr im Himmel verstorb'n wär und hätt 'm Teufel die Welt in Pacht geben
Ludwig Anzengruber, Der Meineidbauer (1871):http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-meineidbauer-458/23


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Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich verwendeten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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