Dein Österreichisches Wörterbuch

Sandler , der

Penner, Clochard


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 22.11.2004

Bekanntheit: 93.5714%

Beurteilung: 57 | 1

Kommentar am 19.07.2007
Ich bleib' dabei: Die Übersetzung ist daneben. Ich habe im Lauf der Zeit öfter Obdachlose kennen gelernt, die völlig unauffällig gewirkt haben; gegnwärtig treffe ich einen (beruflich), der mit Anzug und Krawatte arbeiten geht.. Ausserdem ist Sandler Umgangssprache, Obdachloser Hochsprache, weiters veraltet - Wohnungslose heisst das jetzt.

Kommentar am 19.07.2007
Was wäre dann besser? Penner halte ich auch nicht für besser, wirkt weit negativer als Sandler. Vorschläge willkommen.

Kommentar am 19.07.2007
Bedeutungshöfe und im atmosphärischen mitschwingende Konnotationen . .. so gesehen, weiß ich auch nicht recht weiter. Aber besteht wenigsten Konsens darüber, dass Eintrag und Übersetzung auch kategoriell "passen" sollen?

Kommentar am 19.07.2007
Sandler Wenn man das Wort Sandler googelt bekommt man auch bei Wikipedia die Antwort: Wort für Obdachloser in Österreich und Bayern. Ich hab in Wien aber auch schon das Wort "Unterstandsloser" gehört. Beim Wort Sandler denk ich in erster Linie an Menschen die streng riechen, sehr ungepflegt aussehen und in abgerissener Kleidung rumlaufen und sehr oft stark alkoholiesiert sind. Wobei das noch lange nicht heißen muss, dass sie kein Zuhause haben.

Kommentar am 19.07.2007
andere Variante zu Sandler.. Sehr verbreitet in Deutschland ist dafür der Landstreicher...allerdings unter Umständen auch negativ belegt LG -sh-

Kommentar am 19.07.2007
Penner, Clochard, Sandler Es ist außer zweifel, dass diese 3 Begriffe aus 3 Sprachen unterschiedlich stark abwertend sind. Das liegt meiner Meinung nach aber nicht am Bedeutungsunterschied, sondern daran, dass diese Menschen z. B. in Frankreich einen höheren sozialen Status in der Bevölkerung genießen als z. B. in D. Dass man nicht alle Obdachlosen (ich sage das noch immer, weil ja mittlerweile schon zu jedem Begriff täglich ein neuer, politisch korrekterer nachwächst) als Sandler bezeichnen kann, steht für mich auch fest. Obdach- bzw. wohnungslos ist man bereits, wenn man keinen Wohnsitz hat (aber zum beispiel inoffiziell bei jemandem Unterschlupf findet). Andererseits nimmt man von Sandlern (so wie von babsa beschrieben) meist an, dass sie keine Wohnung haben, wo sie sich waschen und umziehen können. Also ist alles irgendwie nicht ganz falsch. Aber - und damit widerspreche ich Russi ganz leicht - aus oben genanntem Grund halte ich Penner für eine gute Übersetzung. Macht einmal einen Test und beschreibt einem Deutschen, was ihr unter Sandler versteht. Ich wette, er/sie sagt: "Ah, du meinst Penner". Wie gesagt: dass ein Clochard in Paris fast als schillernde Lebenskünstler-Persönlichkeit geachtet wird und Penner in Deutschland von Schlägerbanden gemeuchelt werden, liegt weniger daran, dass beide so unterschiedlich sind. Der Pariser Clochard, würde - zöge er nach Berlin - dort dasselbe erleiden wie seine Pennerkollegen, die dort aufwuchsen. Vorschlag: gebt in die Übersetzung alle vorgeschlagenen Varianten (durch Strichpunkt getrennt - damit die Bedeutungsunterschiede zur Geltung kommen) ein.

Kommentar am 19.07.2007
@breznsoiza Finde den Kommentar heute zu diesem Punkt echt spitzenmäßig. Hast Dir da gute Gedanken gemacht und den "Clochard" finde ich nun den wohl am meisten treffend...nach meinem eigenen Empfinden. LG -sh-

Kommentar am 19.07.2007
@shadow Danke für die Blumen. Man tut halt, was man kann. Fein dass es für dich passt.

Kommentar am 20.07.2007
Könnte bitte jemand.. meinen Kommentar vom 29.1006 auf "volle Punkte, keine Bemerkung" korrigieren? Die Metamorphose dieses Eintrags gefällt mir gut, ich werde in Zukunft mit dem Bewerten öfter abwarten. Das kann offenbar Qualität bringen. Allerdings braucht es dazu jemanden, der sich einmal länger kratzt (danke, breznsoiza) und eine(n) Eintragende(n), der (die) mitzieht (danke, Russi).

Kommentar am 20.07.2007
@ klaser. Habe die Bewertung nur rausnehmen können, was du übrigens auch selbst gekonnt und gedurft hättest. Neu bewerten musst du jetzt allerdings selbst. Das darf ich nur in meinem Namen und das habe ich schon. LiGrü Brezi.

Kommentar am 11.10.2007
Schwemmsand Der Begriff Sandler stammt von Arbeitern welche einst aus der Donau Schwemmsand gewonnen hatten. Schwemmsand > Schleifmittel. Sandler waren aber auch Leute die in Ziegelfabriken die Formen "sandelten", damit sich die Ziegel nach dem Brennen leichter aus der Form lösten.

Kommentar am 24.04.2008
hat noch keiner dran gedacht, oder...? daß sich das wort sandler auch von der ortschaft sandl in oö herleiten könnte? und zwar folgendermaßen: sandl war immer schon bekannt für seine hinterglasmalereien (seit dem 18. jh.) es gab viele bauernfamilien, die ihre winterabende damit verbrachten, heiligenbilder, votivbilder zu malen, bis an die 20.000 stück in einem winter, die das ganze jahr über in der gesamten monarchie von den auch sandler hausierern (bandelkramern) vertrieben wurden.

Kommentar am 19.08.2008
Lithographie-Berufsbezeichnung veraltet (Gottseidank!) ...aus der Zeit wo Lithographie wirklich noch was mit Steinen zu tun hatte. Die Lithosteine, von denen gedruckt wurde, mußten von Farbe gesäubert, das Druckbild entfernt und erneut plangeschliffen werden; dann konnte man sie für den Druck wiederverwenden. Diese sehr schwere (Steine schleppen), ungesunde (im kalten Wasser), anstrengende (mit Reibsand (sicc!) und Bimstein), schmutzige (Farbe) Arbeit erledigte der "Sandler". Eine ungelernte, minimal bezahlte Drecks-Hilfsarbeitertätigkeit am untersten Ende der sozialen Leiter. Im Zuge meiner Ausbildung ("Heute machen wir eine echte Lithographie.") habe ich das einmal gemacht. Danke, daß es heute DTP und Rollenoffset gibt!

Kommentar am 20.08.2008
Kaum ein Wort hat so viele, ziemlich divergierende, dennoch schlüssige Herleitungen, wie dieses. Das gefällt mir! Welche davon die Richtige ist, spielt dabei dann schon gar keine Rolle mehr.

Kommentar am 18.06.2010
Der Gemeinderat einer südlichen Landeshauptstadt hat doch tatsächlich vor einigen Jahren "sandlermäßiges Verhalten" in den Parkanlagen verboten. Da allerdings nicht geklärt werden konnte, worin ein solches Verhalten eigentlich konkret besteht, wurde diese Kuriosität wieder rückgängig gemacht.

Kommentar am 28.01.2011
also ich kenne Sandler = Obdachloser und zumindest laut Auskunft des Ziegelmuseums in Penzing, kommt der Ausdruck von den früheren Ziegeleien. Der Sandler war wohl so etwas wie der 'niedrigste Dienstgrad' und er musste die Models mit Sand einstauben o.ä.

Kommentar am 29.01.2011
Du - rolandschweiger: Das Ziegelmuseum Penzing! Ja sowas. Dort war ich schon seeehr lang nimmer. Weißt Du, dass ich den seligen Professor Schirmböck seinerzeit kennengelernt habe, wie er fast blind mit den Händen tastend die Maßbestimmung für verschiedene Ziegelformate erläuterte ...
Einmalig!

Kommentar am 01.02.2011
Bekannter Sandler aus Friesach! Der Theaterbazillus hat Friesach vor 60 Jahren erreicht, und die Leidenschaft der Burghofspieler begeistert alljährlich tausende Zuseher. Seit der im positivsten Sinne vom Theater besessene Architekt Hannes Sandler 1950 begann, Klassiker der Weltliteratur auf der Burgruine am Petersberg zu inszenieren, steht Valentin Pagitz mit Leidenschaft im Rampenlicht. „Ich spiele weiter! Wenn Gott es will - und meine Frau", lacht der 84-Jährige, der auf der größten Freiluftbühne Kärntens seine Hildegard kennen und lieben lernte und dort mit bekannten Schauspielern Tragödien sowie Komödien spielte. Die umfangreiche Vereinschronik nennt beispielsweise Gudrun Velisek und Heinz Trixner. „Und wenn die Burghofspiele auch keine Voraussetzung für einen Oscar sein mögen, so sind sie doch nicht hinderlich", bemerkte Obmann Helmut Wachernig beim großen Festakt stolz, „Oscar-Preisträger Christoph Waltz begann seine Karriere 1976 als Reinhardt-Seminarist in Friesach." Profi-Schauspieler wurden auch Petra Staduan und Michael Pink, denen anfangs auf der Burghofbühne applaudiert wurde. Zum Jubiläum zeichnete Herbert Murero, der Obmann des Amateurtheaterverbandes, die „bekannteste Theatergruppe Kärntens" mit der Maske der Kärntner Laien-Bühnen aus; den langjährigen Regisseur der Burghofspiele, Adi Peichl, ehrte er mit der Georg Bucher-Statue. Doch was wäre die ruhmreiche Vergangenheit ohne neue Ziele und Erfolge: Regisseur Rene Zöllinger probt mit den Burghofspielern bereits „Skup - Der Geizige von Ragusa" von Marin Drzic. Herbert Marktl spielt in dieser Komödie um einen reichen Geizhals und dessen listige Bediente die Titelrolle, das Ensemble der Burghofspiele wird sein Publikum ab 23. Juni wieder zu Lachsalven hinreißen. Informationen unter www.burghofspiele.com aus: [http://www.blick-punkt.at/blickpunkt-galery/items/122.html?show=122] So was gibt's: Architekt und dennoch Sandler!

Kommentar am 16.06.2016
Das Nomen "Sandler" (m) ist österreichisches Standarddeutsch und meint gmd. einen Obdachlosen. der Unterstandslose (at) der Stadtstreicher (ch und de) der Penner (de) der Clochard (ch) (VWB)

Kommentar am 16.06.2016
@ "Standard": falsche Behauptung! Abschätziger Ausdruck aus Wien und Umgebung, der anderswo in Österreich, wenn überhaupt, dann eher mit Lächeln sozusagen unter Anführungszeichen verwendet wird, aber derlei ist doch von einem Ausländer nicht als ein Wort aus dem österr. Standarddeutsch zu klassifizieren! In wirklich anständiger Sprache hat das Wort immer noch gerade so wenig zu suchen wie heutzutage 'Neger' oder 'Zigeuner'. Die als Schulbuch ausgegebene 35. Ausgabe des ÖWb, die "Skandalauflage" mit 5000 Wiener Dialekt- und Gossenwörtern, die in der nächsten Auflage wieder entfernt wurden, sagt unter Sandler "landschaftlich", was bedeutet, dass das Wort eben NICHT zum österreichischen Standard gehört.

Kommentar am 16.06.2016
Russi, es gab auch Beispiele zum gleichen Wort die Informationen beitrugen die ich persönlich für sehr gut hielt. Ohne Google, Yahoo usf. Ohne Erwähnung anderer User... Lange ist es allerdings schon her.. Schau / Schaut mal: [http://fs5.directupload.net/images/160616/s6fvne9b.jpg]

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Sandler






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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