Dein Österreichisches Wörterbuch

Salzamt , das, -es, -er

fiktive Behörde, die für Beschwerden zuständig ist, für die sonst keiner zuständig ist


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 12.05.2005

Bekanntheit: 75%

Beurteilung: 57 | 2

Kommentar am 12.05.2005
Redewendung: "Beschwer dich beim Salzamt", sagt man, wenn jemand sich über völlig unerhebliche Dinge aufregt

Kommentar am 21.01.2007
das Salzamt ist nicht nur ein erfundener Begriff Das Salzamt war eine im Mittelalter übliche Behörde, die den Salzabbau und den Handel mit Salz überwachte und für Nachschub sorgte.
[http://de.wikipedia.org/wiki/Salzamt]
In Linz ist das ehemalige "Salzamt" unter dem Namen "Kliemsteinhaus" bekannt.
[http://www.kliemsteinhaus.at/]

Kommentar am 01.07.2007
Redewendung "Beschwer dich beim Salzamt", sagt man bei uns eher, wenn man ausdrücken will: 'Interessiert ausser Dir niemanden wirklich'

Kommentar am 28.07.2007
allfällige Beschwerden bitte hier: [http://www.salzamt.at/]

Kommentar am 28.07.2007


Beispiel am 12.10.2007
Die sollen sich bei jener Stelle beschweren, die in der Wipplingerstraße noch immer nicht eingerichtet ist - beim Salzamt. [Die Presse 6.9.2004]

Kommentar am 08.01.2008
jaja, die Wipplingerstraße...

Kommentar am 16.12.2008
"Wer sagt in Österreich Salzamt? dh. "Soizomt" kritisiert jemand aus Urfahr-Umgebung 2008-11-03, 06:39:16 und bewertet schlecht.

Immer wieder taucht obige Frage "Wer sagt in Österreich..." oder "Welcher Ösi sagt schon..." auf
Ich möchte darauf verweisen, dass wir nicht mehr in der Zeit der Babenberger leben, als "Österreich" auf das heutige Ober- und Niederösterreich beschränkt war! Die mittelbairische Aussprache ist nicht Österreichs einzige!
Frei nach Shakespeare: "Es gibt mehr Dialekte zwischen Böhmerwald und Karawanken, als ihr euch in eurer Schulweisheit träumen lässt!"
Im Südbairischen ist die l-Vokalisierung Sålz > Soiz durchaus NICHT selbstverständlich, wie man in Urfahr zu denken scheint!
Gut, Kärnten mag anders sein, aber immerhin kamen Kärnten (1335) und Tirol (1363) schon im 14. Jh. an die Habsburger, und seit der Gründung des Kaiserreiches Österreich (1804) sind die beiden Länder damit auch staatsrechtlich zwei Teile Österreichs, also doch schon 200 Jahre lang.
Ich ersuche um gefällige Verinnerlichung.

s.a. FORUM v. 15.9.07: "Anregung: regelmäßige Andersbildungen im Ö.":
Standard - mittelbairisch - südbairisch
Mehl - Möh (offen) - Möl
Öl - Öö (geschlossen) - Öl, Öü
will - wü / wui (in Teilen d. Innviertels!) - wüll/will
gefüllt - gfühd - gfüllt
Eule - Äun - Äuln
weil - wäu/wai - wall/wäul

In Klagenfurt haben wir übrigens auch noch ein "Salzamt" ( ein Hotelrestaurant, "Salz" mit L!). Dort eingebrachte Beschwerden ..., s. Salzamt?? - Nein, nein, im Gebäude ist ja auch eine Polizeiinspektion.

Kommentar am 17.12.2008
Das Salzamt in Wien stand von 1500 bis 1824 neben der Ruprechtskirche, der Kirche der Salzschiffer. Vom Salzamt aus gab es einen direkten Zugang in die Kirche. Salzamtmann Georg Nagl ließ 1622 die schon sehr baufällige Ruprechtskirche wiederherstellen, Salzamtmann Johann Baptist Bartolotti von Partenfeld finanzierte die Reparatur von 1701–1703.

Das Linzer Salzamtsgebäude war der Salzstadl.

Das Salzamt in Gmunden verwaltete das Salinenwesen in Oberösterreich.

In Krems an der Donau und in Weißenkirchen stehen noch die alten Salzstadl. Im Kremser Stadtteil Stein a.d. Donau findet man neben dem Salzstadl die Salzamtgasse.

In Klagenfurt befand sich das Salzamt bezeichnenderweise zwischen der Salz- und der Tabakgasse, diente also offensichtlich auch der Tabakregie. Die Fassade zur Tabakgasse trägt das einzige erhaltene Renaissance-Sgraffito Klagenfurts. Die Salzgasse wurde inzwischen nach Kiki Kogelnik umbenannt.

Im 19. Jahrhundert wurden die Salzämter aufgelöst.

Salzämter gab es auch in anderen Ländern, z.B. in Ungarn/Siebenbürgen (ein berühmtes Salzamt befand sich beim Salzbergwerk in Praid, im heutigen Rumänien).
Salzamt im heutigen Sprachgebrauch

Das Wort „Salzamt“ lebt vor allem in Österreich weiter als Ausdruck für eine nicht existierende Behörde. Wenn es gegen eine behördliche Entscheidung keinen Rechtsweg gibt, kann man sich „beim Salzamt beschweren“.

Die wortwörtliche ungarische Übersetzung „sóhivatal“ hat eine ähnliche Bedeutung (man kann sogar jemanden ins „sóhivatal“ mit unsinnigen Fragen schicken). Das Wort wird auch für nicht funktionierende, bürokratische Ämter pejorativ verwendet.

UND: Salz = Soiz, Amt = Åmt
und?

Kommentar am 18.12.2008
Du - Koschutnig! Das von Dir erwähnte Zitat:
´s.a. FORUM, JoDo v. 15.9.07: "Anregung: regelmäßige Andersbildungen im Ö."´
stammt aber, wenn ich mich nicht irre vom Brezi.
Ehre wem Ehre gebührt!

Kommentar am 30.12.2008
Salzamt vs Soizomt klar gibt von Salzamt auch verschiedene Aussruchsvarianten, aber ich habe schon des häufigeren hier in Wien, das "normal ausgesprochene Salzamt" erlebt, als es einfach darum ging jenes im Hochdeutschen unter zu bringen UND kam trotzdem gut rüber ;-) alternativ gibts dazu auch den Verweis ans Knödelamt (Knedlamt), welches meist von einer bisher unbeteiligten Person ins Spiel gebracht wird, die der vorhergehenden Erwähnung des Salzamtes beiwohnte und die nun ihren Senf dazu gibt und ergänzt "...und wenn des zua hat, dann gäng'ans zum Knedlamt - vielleicht interessiert des durt wem" ;-)

Kommentar am 03.05.2011
Lokalpatriotismus ...möchte ich es nicht verabsäumen, die p.t. Leserschaft darauf hinzuweisen, daß sich in Graz nicht nur eine nach dem obigen Amte benannte Gasse, sondern in dieser auch eine auf das ehemals hier beortete Amt verweisende Tafel befindet, auf daß der beschwerdegewillte Untertan auch wisse, in wessen Gasse er hier geraten sei...

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Salzamt






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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