Dein Österreichisches Wörterbuch

Kunde , die

Kundschaft


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 24.10.2006

Bekanntheit: 87%

Beurteilung: 3 | 0

Kommentar am 24.10.2006
Auch... für Männer! ("Eine Kunde kommt")

Kommentar am 05.11.2010
Bravo, Klaser! Standarddeutsch heute nur maskulin,
in Wien von meiner Milchfrau auch für männliche Kunden regelmäßig weiblich verwendet.
s.a. Lexikon zur Wortbildung,Bd. I, S. 593 [http://tinyurl.com/2bqzazw] Beim Studium hab ich gehört, "die Kunde" sei histor. korrekt nicht nur für die Nachricht, sondern auch für jede männliche/weibliche Kundschaft (= "der/die man kennt"). (Andererseits mittelhochdeutsch.:

kunde swm. der bekannt ist, den man kennt, der einheimische allgem.
Lexer, Mhd. Handwörterbuch ):http://tinyurl.com/y9bgopqo
"der Kunde" hingegen habe histor. einen Gauner (daher: "ein sauberer Kunde!") oder einen wandernden Handwerksburschen bezeichnet. Übrigens: die Kunde: auch "Bohne (am Pferdezahn)" - so im Wahrig und im Lexikon zur Wortbildung [http://tinyurl.com/2bqzazw] Was das ist ? - S.
Der Schneidezahn besitzt ... an seiner Reibefläche die schon früher unter dem Namen Kunde, Bohne oder Marke angeführte, ziemlich dicke, sackartige Höhle
Handbuch der Veterinärkunde (1831):http://tinyurl.com/2587uzf
In der Jugend ist sie mit einer Grube, auch Bohne, Kunde, Zeichen, Kern, oder Marke genannt, versehen
Johann N. Brosche, Beurtheilung und Erkenntniß der Beschaffenheit des äußern lebenden Pferdes (Wien 1812):http://tinyurl.com/y7wlw4rc
Zum Wiehern!

Kommentar am 18.11.2017
im Kurier gelesen: " ... dem einen oder anderen Kunden (im Verkauf kurioserweise nicht "der Kunde" sondern "die Kunde" genannt) ... ".

Kommentar am 18.11.2017
Die Wiener Kaufleute sind damit nicht allein. Als "merkwürdig" bezeichnet das gewaltige "Deutsche Wörterbuch" des Jacob Grimm die Verwendung von "Kunde" in dieser Bedeutung als Femininum und nennt zwei Beispiele, eins vom dt. Stürmer und Dränger Friedrich Maximilian Klinger: "und um das Getränk schärfer zu machen, mischte man Tränen der Huren darunter, die aus Hunger so lange weinen, bis eine Kunde kommt" ("Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt", 1799), das andere
sächs., thür., z.b. er ist meine beste kunde sagt ein kaufmann
Grimm, Deutsches Wörterbuch (1873), Spalte 2622:http://tinyurl.com/y8oxbdvg
Neumodisches Zeug der Geschlechtsverirrung à la das Monat, das Prospekt, das Magistrat (statt jeweils der) ist's auch nicht, findet man doch 1838 in einem Ungarisch-Wörterbuch:
Kunde, der, die, vásárló, vevö; er ist eine gute Kunde von mir, sokat szokott nálam vásárolni v. venni
Ungarisch-Deutsches und Deutsch-Ungarisches Handwörterbuch (1838):http://tinyurl.com/y8pjgdf7
Und damals aus Sachsen:
Der gute Ritter ... redete den Kassirer im Tone des Bedauerns mit den Worten an: "Ich fürchte, Ihr habt eine gute Kunde verloren, lieber Roberts, und seid beschäftigt, die Rechnung Eures bisherigen Kundmanns auszuziehen.“
Walter Scott, Nigels Schicksale, Werke, neu übersetzt, Bd. 3 (Leipzig 1823):http://tinyurl.com/ya2h7gjw


Um neue Kommentare einzufügen oder an einer Diskussion teilzunehmen, einfach auf das Österreichische Volkswörterbuch gehen.

Kunde






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Seiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als wissenschaftliches Werk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprachvariation interessierten Personen.