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Stoß, das

Kartenspiel, verbotenes Glückspiel


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 17.01.2007

Bekanntheit: 73%

Beurteilung: 6 | 0

Kommentar am 25.08.2007
kenne den Ausdruck Stoß-Café für ein "établissement" meist Hinterzimmer eines Kaffeehauses, wo eben dieses verbotene Spiel gespielt wurde. Kann eigentlich mal jemand erläutern, was Stoß genau ist und weshalb es verboten wurde?

Kommentar am 25.08.2007
Ich weiß nur: Glücksspiel um typischerweise große Geldbeträge. Wahrscheinlich gibt es das Spiel anderswo unter anderem Namen.

Kommentar am 19.04.2014
Diese verflixte "Wortsuche" hat wieder einmal komplett versagt: nix unter "Stoß", nix unter "Kartenspiel", nix unter "Glücksspiel"! - Gebracht hat's aber sofort die Google-Suchzeile!

Zu Klasers Vermutung:
Ähnlich, aber nicht identisch ist das beim Adel früher sehr beliebte "Pharo". Die Ähnlichkeit geht so weit, dass dem Wiener "Stoß" in den USA nicht nur das "Stuss" ziemlich genau entspricht, sndern dass dieses auch als "Jewish Faro" bekannt ist.

Zum "Stoß" und zu "Pharo" s. die Wikipedia-Artikel "Stoß (Glücksspiel)" und "Pharo".

Ähnlich ist auch das deutsche "Meine Tante, deine Tante", s. [http://www.kartenspiele.net/spiele/meinetante.htm], das wohl eine Variante des aus Böhmen gekommenen "Naschi-Waschi" (= "unsere, eure") darstellt - und "Naschi-Waschi" , das war das "Stoßspiel".

In der Verhandlung wegen einer Partie am Brunnenmarkt hielt es der Richter für selbstverständlich, dass der angeklagte Markthelfer wisse, was "Naschi-Waschi" ist. Die Unterstellung ist nicht unbegründet: Die Lokale in der Nähe der Wiener Märkte waren bis in die 2. Hälfte unseres Jahrhunderts Zentren des Stoßspiels.«
Manfred Zollinger, "Geschichte des Glücksspiels. Vom 17. Jahrhundert bis zum Zweiten Weltkrieg", Wien 1997,S. 144:https://tinyurl.com/ycaxkqtz
Logisch, bei diesem Namen:
"Chef der Casinos Austria Karl Stoss verteidigt das Glücksspielmonopol in Österreich"
derStandard.at:https://tinyurl.com/ydfma25g
( Wo kämen wir auch hin, wenn alle dächten wie der Travnicek am Mittelmeer:
Stoßspielen kann i in jedem Kaffeehaus. Brauch i net an' Baccarat-Tisch gehen“!
Bildspur.at:https://tinyurl.com/y8ort52k
Sicherlich unrichtig ist jedoch das im Eintrag als Neutrum angegebene Genus von "Stoß" ("das") ohne das Grundwort "-spiel": "Der Stoß" sei nämlich ein Synonym für das organisierte Spiel der Wiener Unterwelt gewesen ("Wo der Stoß rennt"), so Zollinger ([http://tinyurl.com/ojvkmom]) Vgl. dazu auch den Katalog zu "Spiele der Stadt:
"Verbrechen und Spiel. Gezinkte Karten, falsche Würfel. 'Wo der Stoß rennt' ".
Ausstellungskatalog zu „Spiele der Stadt", S. 431:https://tinyurl.com/yaelazfr


Kommentar am 07.07.2018
Nochmals: Der Artikel beim Eintrag ist FALSCH!
Der „Stoß“ und das Abzocken von Prostituierten waren die Geschäftsgrundlage der Wiener Unterwelt.
Kripo.at:https://tinyurl.com/ycdcfhvf
Wo "der Stoß rennt", bezeichnet zumal in Wien den Ort und die der "Unterwelt" zugeschriebenen Betreiber des institutionalisiertrn illegalen Glücksspiels
Manfred Zollinger, Geschichte des Glücksspiels (1997):https://tinyurl.com/y7ftyyq4
Früher gab es in Wien mehrere Partien, heute rennt der Stoß nur mehr in drei Partien: im 10., im 16. und im 2. Bezirk.
Girtler, Der Adler und die drei Punkte (2007):https://tinyurl.com/yarluglm
ypen, Kulturcharakter (1987):https://tinyurl.com/y8ns64qk]Ich ... suchte ein Lokal auf, von dem ich wußte, daß in seinem Hinterzimmer das verbotene Glücksspiel, der Stoß, rennt, bei dem es um viel Geld geht.
Wolfgang Lipp, Kultur[t
In zwanzig Lokalen - Sie, das is' viel! - is' der Stoß für mich g'rennt. Ja, ich war schon der Größte!
Jörg Mauthe, Die Vielgeliebte (2015):https://tinyurl.com/yd8fjnen


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Stoß, das






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein umfangreicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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