Dein Österreichisches Wörterbuch

Allerheiligenstriezel , der

Seelenzopf, Allerseelenzopf, Allerheiligenzopf, Seelenspitze, Seelenbrot, Seelenwecken, oder Allerseelenbreze


Art des Eintrag: Substantiv

Kategorie: Zwischenmenschliches

Erstellt am: 06.01.2012

Bekanntheit: 29%

Beurteilung: 3 | 4

Kommentar am 06.01.2012
Germ-/Hefegebäck in Zopfform, das in Österreich und Bayern die Tauf- bzw. Firmpaten zu Allerheiligen ihren Patenkindern schenk(t)en.
"Der große geflochtene Allerheiligenstriezel war das Patengeschenk für das Godenkind" [http://tinyurl.com/6ojo2mn]
Der Seelenzopf ist ein altes Form-, Brauchtums- und Kultgebäck, das früher nur an Allerseelen (02.11.) gebacken wurde. Man verschenkte ihn oft an die so genannten „Seelenleute", also Bedürftige wie arme Leute und Kinder. Jedes „Vergelt´s Gott“ für diese Spende erlöste nach altem Glauben eine Seele aus dem Fegefeuer.[...] Heute ist die Tradition, den Allerseelenzopf zu verschenken, leider weit gehend in Vergessenheit geraten. Der Zopf ist aber nach wie vor ein sehr beliebtes Gebäck. [http://tinyurl.com/8y4tyrz]

Der Allerseelenzopf ist hauptsächlich in den Regierungsbezirken Oberpfalz sowie Niederbayern bekannt und beliebt. Vor allem im Münchner Raum kennt ihn jeder. Zum Frühstück oder Nachmittagskaffee werden die Allerseelenzöpfe mit Butter und selbstgekochter Marmelade bestrichen. Andere Bezeichnungen sind: Seelenwecken, Totenbrot, Seelenspitzen. Geschichte: Der Seelenzopf ist ein altes Form-, Brauchtums- und Kultgebäck, das früher nur an Allerseelen gebacken wurde. Man verschenkte ihn oft an die so genannten „Seelenleute", also Bedürftige. Jedes „Vergelt´s Gott“ für diese Spende erlöste nach altem Glauben eine Seele aus dem Fegefeuer.
Spezialitäten aus Bayern:http://www.familie-mende.de/rezepte/deutschland/bayern/allerseelenzopf.html
s.a. "Striezel" Striezel
Das übliche "Germstriezel" - Germstriezel - ist ein Pleonasmus, da der Striezel ja immer ein "Hefegebäck" ist.

Kommentar am 06.01.2012
Mit dem Spruch: "Feda und Basl i mecht enk aa schee bid´dn um an Haalignstriezl" gingen früher einmal Kinder von Haus zu Haus und baten um Süßes. ... Erinnert uns das nicht an das andere gleichzeitig stattfindende neuheidnische Brauchtum - wie heißt es doch bloß?

Kommentar am 06.01.2012
"Haligenstrizl" hießen in der Steiermark "die kleinen, rundlichen Laibln aus Brotteig". Der große geflochtene Allerheiligenstriezel war das Patengeschenk für das "Godenkind".
Nach der Geburt eines Kindes bekam die Mutter von der Patin einen beinahe meterlangen geflochtenen Striezel, aufgeputzt mit Vogerln, Ringerln, Sträußerln und Herzerln aus Teig.s. [http://www.vulkanland.at/de/kulinarik-steiermark/mahlzeiten/]

Kommentar am 13.01.2012
In allen ländlichen Gegenden in Deutschland und Österreich in diesem Sinne in Gebrauch, Kenntnis und Nutzung
In entsprechender Zeit (Allerheiligen) kommerzielle Bezeichnung im Laden.
Kein spezifisch für Österreich,zumal es vom Wort selbst her
reinstes Deutsch ist.

Kommentar am 13.01.2012
Du meinst, dein eigenes " Osterstriezel" ist hingegen unreinstes Deutsch? Kannst du dich nicht endlich vernünftig benehmen?

Kommentar am 13.01.2012
Nach Peter Rosegger auch ein "Armenbrot" Auch eine andere Verwendung fand der "Striezel:
Das sogenannte "Armenbrot", das alle Bauernhäuser als Allerheiligenstriezel ohne Wahl verteilten, gehört nebst vielen anderen Zügen zu den schönen Menschlichkeiten des Landlebens,... (Aus: Theodor Kappstein: "Rosegger", Stuttgart 1904, S. 83 - [http://tinyurl.com/76qkpqa] )

...und selbst das Kind, das die Mutter auf dem Rücken schleppt, trägt sein Säckchen, sein Körbchen. Sie kommen an's Haus, sie stehen an der Türschwelle, sie grüßen mit dem vielstimmigen Rufe: "Bitt gar schön um einen Allerheiligenstritzel!" Da wird getheilt, und Jedes bekommt sein Laibchen - das Kind wie dewr Mann. (S. 375)
..mögen thu' ich schon was," sagt der Barthel-Bub.Da giebt es ihm den Allerheiligenstritzel vor, und wird ganz roth dabei; und er greift an und schnappt seinen Taschenveitel auf, und zieht mit der Spitze ein Kreuz über den Laib, daß der recht ausgeben möge.[...] Der Allerheiligenstritzel ist angeschnitten. Das Hingeben und Angänzen des Allerheiligenstritzels bedeutet mitunter was. Das Mägdlein und der Bub halten jetzt zusammen, genießen mitsammen den Stritzel, bis er gar wird und bis das nächste Jahr wieder einen neuen bringt.(S. 378) Aus: Rosegger, "Das Volksleben in Steiermark in Charakter- und Sittenbildern", Leipzig 1905, S. 375 - 378
Die Allerheiligenstriezel als Patengeschenk waren in Niederösterreich schon in den 1950er Jahren im Rückgang, doch hat sich dieses Gebäck als Zeit- oder Termingebäck zu Allerheiligen/Allerseelen gehalten. In Niederösterreich werden zu diesem Termin die Allerheiligenstriezel "ausgespielt", d.h. große Preisschnapsen in den Wirtshäusern veranstaltet.
Valeria Heuberger , Vom Schwarzwald bis zum Schwarzen Meer. Die Donau als Mittlerin europäischer Esskultur (2001):http://tinyurl.com/zq6tljc


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Allerheiligenstriezel






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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