Dein Österreichisches Wörterbuch

trabi / trabig

eilig


Art des Eintrag: Adjektiv

Erstellt am: 28.05.2003

Bekanntheit: 42%

Beurteilung: 11 | 0

Kommentar am 13.03.2020

In Cäcilia L.s Beschreibung und Deutung der Umstände ihrer Geburt werden zwei konkurrierende Zeitschemata und Bewußtseinsformen sichtbar: „Diese Geburt ging schneller. Trabig (= eilig) war es um diese Jahreszeit. Oder hatte ich es eiliger - war ich neugieriger?" Cäcilia L. beginnt in einer Sprache, die die Ordnung einer ländlichen Lebenswelt repräsentiert. Das Ereignis der eigenen Geburt tritt hinter die Notwendigkeiten des jahreszeitlichen landwirtschaftlichen Arbeitsablaufes zurück.
David F. Good u.a., Frauen in Österreich,1994: https://tinyurl.com/tsj82fp
vgl. Einträge trawig (2006) und drawig (2004)

Kommentar am 13.03.2020
In der Mediathek des Bayerischen Rundfunks (sowie in jener des ARD) wird (zur Schreibung "drawig") in einem Video erklärt :
Das Wort hat die ursprüngliche Bedeutung ‚emsig’ oder ‚geschäftig’ - und es kommt vom Traben der Pferde - das wäre auf schriftdeutsch träbig - trabt viel - kommt eben vom emsigen Traben eines Schaupferds“
BR Mediathek - "Host mi?": https://tinyurl.com/rks65x8


Kommentar am 13.03.2020
Die Herkunft von ‚travig’ wurde auch schon ganz anders gedeutet, wenn etwa zu Salzburgs Straßennamen zu lesen ist:
.. das älteste Element der Tragasse (vulgo Getraidgasse) beherbergte in frühester Zeit die Laien-Handwerker und Arbeiter des Klosters (....) denn die älteste Schreibung dieser Gasse ist Trabe-gazze, etymologisch nahe verwandt mit den romanischen Ausdrücken für Arbeit: Travail, Travaglio und unserm oberösterreichischen Trabig, d.h. mit dringender Arbeit beschäftigt.
Zillner, Einige Bedenken zur salzburgischen Culturgeschichte, 1872: https://tinyurl.com/setvath


Kommentar am 15.03.2020
Der Wirt stürzt aus der Türe links. Wirt (zu Kath). No du? Sonntags halten mer kane Maulaffen feil. Da wird's trabig’ eine in d'Kuchel! D'Wirtin ruft schon a Öften nach dir. (Kathl ab).
Ludwig Anzengruber, Der Fleck auf der Ehr’, Volksstück 1889: https://tinyurl.com/warwj5y


Kommentar am 17.03.2020
Nochmals der oberösterreichische Ludwig Anzengruber:
Dann kamen der Bauer und die Bäuerin, ihm noch einmal "nachschauen", eh’ sie aufs Feld gingen; denn es war trabige*) Zeit, die letzten Feld-. Wiesen- und Gartenbestellungen des Jahres. *) "trabige", d.i. treibende, drängende Zeit.
Anzengruber, Der Schandfleck. Gesammelte Werke Bd. 2 (1877/2013): https://tinyurl.com/yx7r2nw2


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trabi / trabig






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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