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satzen

rennen


Art des Eintrag: Verb

Erstellt am: 11.07.2017

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Kommentar am 11.07.2017
Erinnert sich denn sonst noch wer, irgendwohin "g'satzt" zu sein? Mein Lebtag lang hab ich das für kaum erwähnenswerten lokalen Schülerslang meiner Jugend gehalten. Entdeckt hab ich es immerhin in einem eineinhalb Jahrhunderte alten „2. Versuch“ der „Proben eines Wörterbuchs der österr. Volkssprache“ von Hugo Mareta, enthalten im Jahresbericht des Schottengymnasiums von 1865 ( [http://tinyurl.com/y9u8uqk4)] ) sowie identisch seltsamerweise auch mit anderen Texten im Anschluss an ein (alt)österr. Mundartwörterbuch, nämlich jenes der Gottschee:

Satzen, verb, Sätze machen beim Laufen, laufen, eilen. Då is denan da Schiach ångånga, sé san hoam g'satzt, wås s' kina håm
Karl Julius Schröer, Wörterbuch der Mundart von Gottschee. II. Weitere Mittheilungen ... (1870):http://tinyurl.com/yb9pocrj
. Und dazu ein heiteres Beispiel aus der Wiener Presse jener Zeit:
im Zwölferhaus drenten hab' i mit'm Hausthurschlüss'l so auf d' Thür g'haut, dass der Hausmaster voller Schrecken über d' Stieg'n g'satzt kumma is' und g'fragt hat, ob dö Chalupp’n denn hiazt schon demoliert werd'n soll
Wiener Leben. Chronik der Tagesereignisse ...(1877):http://tinyurl.com/y89dkv4a
. Und aus unserem Jahrtausend aus Villach über spielende Hunderl:
die sally und da bello håmt wieda a biessale per gaude gekätscht. die sally ies dem bello ins gnack ghupft und håt seine uhrwascheln dawiescht, nåachan ies se davongsatzt, da bello nåch und håt sie beim schwanzlen gezupft und bei de hientahaxlen einghåltn..
Villacher.net, Guestbook, 20.03.2008:http://tinyurl.com/ycpqmu39
Nun jedoch finde ich's zu meiner Verblüffung sogar in der "Schriftsprache" und noch dazu mehrmals im Imperfekt/Präteritum in einem Roman der bedeutenden Steirerin Paula Grogger:
S. 215: Der Maler entriss ihnen den einzigen Amber und satzte zum Brunnen. S. 131: Was ... mehr hörte man nicht, denn er satzte schon zum Tor hinaus, und dies mit dem ganzen Anhang. S. 153: ...und satzte auch schon über Stock und Stein, Farnmist, Wildlosung... S. 389: Das Tier schlug aus und satzte mit dem erschrockenen Reiter im wohlvertrauten Zickzackgeschlängel den Urwald aufwärts
Paula Grogger, Die Räuberlegende (1929/1977):http://tinyurl.com/y8o4qmcv
Dieses "satzen" steht sicher in unmittelbarem Zusammenhang mit Duden-Bedeutung 10 von "Satz" : [großer] Sprung; großer [eiliger] Schritt - und eine solche Eilbewegung haben wir ja auch im Wort " jem. nachsetzen" (= nachjagen) - wieso eigentlich "-setzen? 1682 schrieb Johann Beer:
Man satzte ihm mit zweien reitenden Knechten eilfertig nach, aber der Fuchs wußte ohne allen Zweifel mehr Löcher als eines, darum war er vor dasmal unmöglich einzuholen.
Johann Beer, Die kurzweiligen Sommer-Täge. (1682/ 1963):http://tinyurl.com/yaw8fyk9


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satzen






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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