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Eana, Eahna

sich, Sie (Akk. des Anredepronomens)


Art des Eintrag: Anderes

Erstellt am: 02.12.2017

Bekanntheit: 100%

Beurteilung: 2 | 3

Kommentar am 02.12.2017
"Ea(h)na", das in Wien im Vergleich zu "Ihna" sprachlich eher derb wirkt, ist in Oberbayern übrigens durchaus alltäglicher Bestandteil der Umgangssprache (und die gr. Mehrzahl an Beispielen im Projekt Gutenberg und auf Google Books stammt deshalb von bayr. Schriftstellern). Es fällt aber auf, dass der Gebrauch, der im Widerspruch zur dt. Standardgrammatik ist, beim "derben" mundartlichen Eahna kaum stört, während er beim "feineren" Ihna richtig schmerzen kann, denn Letzteres ist eben dem Ihnen allzu ähnlich. Das ist wie beim "z'haus": I geh z'haus ist tadellos, aber wie schauderbar ist doch "ich gehe zu Haus". 1) "Eahna" reflexiv statt "sich": „Zweisprachig“, wie der Autor sagt, denn er sei mit Wienerisch und Burgenländisch aufgewachsen. Leider hapert’s da bei der Großschreibung aller Anredepronomen :

"Beruhig'n s’ eahna, guada Mau(nn), ih schau ma dëis in ålla Ruhe au(n)! Wea(r)'n s' sehg'n, dëis hå’m ma glei', lëig'n s' eahna hea(r) dou und måch'n s' eahna frei!"
Franz Geissler, Ätzend (2017):https://tinyurl.com/ycc2he2c
2) "Eahna" für den Akkusativ statt "Sie":
Zum Schluss noch ein weißes Papierpäckchen, das legte er vor mich hin: »Das is für Eahna, Herr Dokt'r.« Nach Entfernung der dreifachen Hülle ersah ich ein halbes Kilogramm Schinken.
Rudolf Stürzer, "Schwankende Gestalten" (1926):http://gutenberg.spiegel.de/buch/schwankende-gestalten-8023/3


Kommentar am 04.12.2017
Es gibt zwei Einträge für das Anredefürwort, eahna u. Eana, keiner aber beachtet mit deren Übersetzung "Ihnen" die beiden grammatischen Besonderheiten, die mit "Ea(h)na" (bzw, " Ihna") verbunden sind und im Widerspruch zum deutschen Standard stehen: 1) "Eahna" reflexiv statt "sich" und 2) "Eahna" (da gewöhnlich mit "Ihnen" wiedergegeben, wohl ein Dativ) anstelle des Akkusativs "Sie": ad 1):
Prof. Guck: Der Weltuntergang kommt! Österr. Beamter: Nur zwischen 9 und 2 Uhr. Jetzt is ka Parteienverkehr.[...] Guck: Aber Herr Rat! Ich hab eine Erfindung dagegen gemacht! [...] Österr. Beamter: Sehr gscheit! Lassens Eahna die Erfindung gschwind patentieren! Guck: Wie lange dauert denn das Patentieren? Österr. Beamter: Sechs Monate bis zwei Jahre. Guck: Aber die Erfindung ist von entscheidender Bedeutung... Österr. Beamter: Ja, richtig. Dann allerdings dauert's doppelt so lang.
Jura Soyfer, "Weltuntergang oder Die Welt steht auf kein' Fall mehr lang" (1936):https://tinyurl.com/y92kf9e2
ad 2):
Herr Roda Roda will da nicht mittun, weil ihm die Sache nicht gefällt. – Begreifen Sie?« »Jojo. I versteh Eahna scho.«
Alexander Roda Roda, Roda Roda und die vierzig Schurken (1932):http://gutenberg.spiegel.de/buch/roda-roda-und-die-vierzig-schurken-8807/107


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Eana, Eahna






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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