Dein Österreichisches Wörterbuch

lahmlockert

antriebslos, begriffsstützig


Art des Eintrag: Adjektiv

Erstellt am: 03.07.2006

Bekanntheit: 83%

Beurteilung: 7 | 0

Kommentar am 01.04.2009
Interessanter Vergleich: [http://tinyurl.com/dnfdr6]

Kommentar am 26.06.2011
Anderswo (ST): loamlatschert

Kommentar am 24.02.2012
Lendenlahm oder von der Leimlache? Alt-Leisita schrieb am 31.12. 2007 (11:54) Folgendes:
Es wird auch wie 'loamlaggert' ausgesprochen und weist auf eine 'Leimlache' hin, die sicherlich zähflüssig war. Schwerfällig wäre das auf hochdeutsch, aber ugsprl. Lahmarschig
Die Behauptung "ugsprl. lahmarschig. " wirft auf jeden Fall die lautgeschichtliche Frage auf: Wie soll ein 'Leim' in dt. Ugs. zu "lahm" geworden sein? (Nur im Wiener und im Kärntner Dialekt wär es möglich. )

Ganz anders erklärt wird der 2. Wortteil so:

"lackert" vom mittelhochdeutschen ‘lanke’ = Lende, also „lendenlahm”
( Leopold Ziller: „Was nicht im Duden steht. Ein Salzburger Mundart-Wörterbuch“ S. 125)

Vgl. nicht nur Wort 3558, sd. siehe auch
loamlackert
lamlockert


Kommentar am 25.02.2012
@Koschutnig - Warum nicht "lahmarschig"? Im Erbendorfer Mundart-Lexikon [http://www.eber-online.de/lexikon/lexikon.php?auswahl=L] steht lahmoaschad für langsam, behäbig, heißt aber letztendes lahmarschig. Das ist zwar oberfränkisch, aber wir wissen ja, welche verschlungenen Wege die Alltagssprache oftmals geht.
Zum Leim:
auf selbiger Seite findet man den Lahmsëider - energieloser Mensch, Langweiler. Dieses Wort bedeutet aber nichts anderes als Leimsieder (hierzu gibt es ja auf ostarrichi den Eintrag [http://www.ostarrichi.org/oesterreich-6592-at-Leimsieder.html] ), und hier sehen wir die Gemeinsamkeit: lahmoaschad - Lahmsëider - lahmarschig - Leimsieder.

Kommentar am 25.02.2012
Warum nicht lahmarschig? Da werden Wörter vermengt, weil sie sehr ähnlich aussehen und sehr Ähnliches bedeuten, Wörter, die aber überhaupt nichts miteinander zu tun haben:
Einerseits wird gesagt, "loam-lackert" rühre von der 'Leim-Lache' her.
Dann ist das 'loam' das Wort Leim im Leimsieder / Loamsieder (allgemein bair.) / Lamsieder (oberfränkisch, wienerisch und kärntnerisch; nach Wien gelangte diese elegante /a:/ statt des "g'scherten" /oa/ durch die Habsburger, nach Kärnten durch die rheinfränkischen Spanheimer Herzöge und die Bamberger Bischöfe

Andererseits wird jedoch gesagt, dt. ugs. sei es "lahm-arschig" - dieses "lahm" (unbeweglich) aber hat mit dem Leim (und auch mit dem gar nicht erwähnten, aber mit dem 'Leim' engst verwandten Lehm) nichts zu tun. "lahm" wird auch nie /loam/, sondern /lå:m/ gesprochen.

Kommentar am 26.02.2012
@Koschutnig: die Erklärung "Loamlackert: unbeholfen, weichlich, patschert "lackert" vom mittelhochdeutschen ‘lanke’ = Lende, also „lendenlahm” ( Leopold Ziller: „Was nicht im Duden steht. Ein Salzburger Mundart-Wörterbuch“ S. 125)" deutet für mich an, dass das Wort ursprünglich wohl eher loamlankert gesprochen wurde. Die Lende ist nicht so weit vom Arsch entfernt ;-) - weshalb die Bayern vermutlich, wie bei Retti zu finden, Lahmarsch statt Lahmlack sagen.
Wo Mundarten bzw. Dialekte ja selbst Sprachen aufeinander treffen, kommt es schon zu einer Vermengung mancher Wörter, die ungeprüft nur wegen irgendwelcher Ähnlichkeiten übernommen werden, bei denen schließlich auch ein Bedeutungswandel auftreten kann.

Kommentar am 26.02.2012
Zillers Erklärung betrifft nur den 2. Wortteil, und dort wäre der Wegfall eines -n- nach dem verdunkelten a > å keine linguistische Besonderheit.
Sein Lemma ist nun aber nicht "la(h)m-" sd. "loamlackert" - und doch versteht er es als "lahm" ("lendenlahm"!)
Nicht erklärt wird also auch von ihm, wie das Wort "lahm" mit hochsprachlich lang /a:/, das bair. stets /å:/ (oder gar /o:/) ist, zu einer Aussprache /loam/ statt /lå:m/ gelangt sein könnte. Dialekte verhalten sich, wenn's um Aussprache geht, nie willkürlich!
/la:m/ und /loam/ sind eben nur 'Leim' oder 'Lehm', nicht "lahm".

Keiner der 3 Worteinträge entspricht in seiner Schreibung jener, die in der Literatur gebräuchlich ist, vgl.
* Julian Schutting: womit nicht gesagt sei, die einen seien unbeholfen und lahmlackert , die anderen immer etwas aufgeregt ("Der Winter im Anzug", 1993, S. 110)
* Erwin Guido Kolbenheyer: Aber er war, was man in Wien «lahmlackert» heißt. Aus Trägheit besuchte er alle möglichen Vorlesungen. ("Ahalibama", 1943, S. 172)
* Josef Dobiasch: In der Verfolgung sind sie lahmlackert, in der Verteidigung prima.("Kaiserjäger im Osten", 1936)
So auch in

  • Wolfgang Teuschl: "Wiener Dialektlexikon"; * Heinz Küpper: "Ill. Lexikon der dt. Umgangssprache"; etc. s. [http://tinyurl.com/7cqx6no]


  • Kommentar am 05.02.2022
    Zu Lehm+ Lache/Lacke:
    Der lehmgeformte Ziegel hat Viel Ähnlichs mit d’ Herrn in der Stadt; Jung, sind s’ lahmlacket - mit die Jahr` Werdn s` trocken - später hart sogar
    Johann Nestroy, Der alte Mann mit der jungen Frau (1849/1997). Werke Bd. 27,1: https://books.google.at/books?redir_esc=y&hl=de&id=jmgIAQAAIAAJ&dq=Nestroy+Der+alte+Mann+mit+der+jungen+Frau&focus=searchwithinvolume&q=lahmlacket


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    lahmlockert






    Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
    Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

    Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

    Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
    Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

    Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Seiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

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