Dein Österreichisches Wörterbuch

die Fraisen kriegen

erschrecken, verzweifeln, verkrampfen


Art des Eintrag: Wendung

Erstellt am: 05.07.2006

Bekanntheit: 100%

Beurteilung: 4 | 0

Kommentar am 13.12.2013
Aus Sachsen kenne ich dafür "Frieseln kriegen", wobei mir scheint, dass diese (Angst-)Frieseln aus dem süddeutschen Raum übernommen worden sind. Heißt es doch nichts anderes als Gänsehaut kriegen - frösteln, frieren, schaudern(vor Angst).
Siehe hierzu:
- [http://www.duden.de/rechtschreibung/frieseln]
- [http://www.duden.de/rechtschreibung/Fraisen]
Sehr gut hierbei die Erklärung der Herkunft: "mittelhochdeutsch vreise, althochdeutsch freisa = Gefahr; Not; Schrecken;"

Kommentar am 14.12.2013
Besteht ein Zusammenhang zwischen "frieseln" und den "Fraisen/Freisen"? Letztere sind ja mit Ahd. ‚freisa’ (= Schrecken) und später Mhd. ‚vreise’ (= Schrecken, Furcht, Gefahr, Schmerzen) sowie mit ‚vreislîch’ (= furchtbar; gefahrvoll) verwandt, und von diesem Adjektiv her wurde die erschreckende Kinderkrankheit ja auch "das Freislich" oder "das Freisliche" genannt.

‚frieseln’ hingegen dürfte zur Wortfamilie ‚frieren’, gehören, dessen urspr. -s- (Ahd. ‚friosan’ ) zuerst im Präsens stimmhaft und dann zwischenvokalisch zu -r- wurde (erhalten ist der S-Laut aber in Englisch ‚freeze’ und im Nomen ‚Frost’). Das R jedoch hat danach durch Formenausgleich in sämtlichen Verbformen (‚fror-gefroren’) Einzug gehalten.
Völlig geklärt die Herkunft von "frieseln" allerdings nicht. Da die "Schweißfrieseln" ein Hitzeausschlag sind (Dermatitis hidrotica), ist die Bedeutung des Frierens ja geradezu paradox.

• Wenn auch DUDEN online nur "Fraisen" enthält, ist sprachgeschichtlich die Schreibung " Freisen" genau so gut, wie sie von phix1 in seinem sonst identen Eintrag verwendet wurde:
die Freisen kriegen

• Sie ist z.B. auch die bevorzugte Form im Austria-Forum
[http://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/ABC_zur_Volkskunde_%C3%96sterreichs/Freisen]

Kommentar am 14.12.2013
@Koschutnig, Danke für Deinen Einwand! Es ist richtig, zwischen "frieseln" und "Fraisen" besteht kein Zusammenhang. Dieser Zusammenhang kann erst entstehen, wenn ähnliche Wörter von einem Dialekt in den anderen übernommen werden und dabei auch einen Bedeutungswandel erfahren. Das "Frieseln kriegen" ist in meiner Heimat in der Bedeutung "Angst bekommen", "vor Schreck erschauern" bzw. anders ausgedrückt "vor Schreck eine Gänsehaut bekommen" nur sehr wenig bekannt, jüngere Leut kennen es gar nicht. Ich hebe es nur gehört, ein schriftlicher Nachweis fehlt. Bekannter ist "Frieseln kriegen" in der Bedeutung "Pickel auf der Haut bekommen", z.B. in Zusammenhang mit Erkrankungen.

Wie nahe manches beieinander liegt, zeigen diese Beispiele:
- Bockerlfras
"Österreichisch - Deutsch : Bockerlfras - Fraisen"
- Pockerlfras
"Angst [ von biba am 2012-05-07 15:54:28 ] Bogalfroas - bei uns auch verwendet für Angst haben. "Host scho bogalfroasn?" für "Hast Du schon Angst?""
Hierbei habe ich die süddeutsch-österreichischen "Fraisen" und die sächsischen "Frieseln" für "Angst" vor Augen.

Kommentar am 15.12.2013
Einen gar weiten Friesel-Bogen schlagen manche Etymologen: Die (Schweiß-)Frieseln sähen wie Hirse aus, und Russisch 'prosjanica' verweise auf die Herkunft des Namens der juckenden Pickel, denn 'projanica' bedeute sowohl 'Hirsegrütze' als auch 'Frieselausschlag'!
Demnach sei "frisln" also entstanden auf später niederdeutschem Gebiet und verwandt mit uraltem slawischem 'proso', der Hirse, doch abgelautet zu vorgermanischem *pres-ilo, das die Lautverschiebung von p>f zum "friseln" habe werden lassen, mit dem dann auch Dänen ('frisler') und Schweden ('frisel') angesteckt worden sind.

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die Fraisen kriegen






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